Schweiss perlt auf der Stirn, Zement brennt an den Händen – und doch, das Funkeln in unseren Augen ist immer noch da. Nach einer langen Planungs- und Designphase formt sich das wilde, undurchdringliche Stück Land allmählich zu einem Ort des Entstehens. Zusammen mit Arbeitern aus dem benachbarten Dörfchen Hirang zementieren wir PVC-Röhren ein, schneiden Holzbalken zu und verbinden diese mit Hilfe von Bolzen mit den Säulen. Innerhalb von sieben Tagen entsteht Schritt für Schritt die Grundstruktur unseres Anlegesteges. Die Arbeitszeit ist uns von der Natur vorgegeben und wenn sich die Flut mit immer wuchtigeren Wellen meldet, befinden sich unsere Bohrmaschinen und Winkelschleifer bereits im sicheren Trockenen. Meist jedenfalls. Im Kontrast zur effizienten Bauzeit steht die intensive Vorlaufzeit. Die Zutaten für Mr Hercules, unseren Zement-Mixer, müssen erst einmal zusammengetragen werden. Während mehrerer Wochen waren täglich acht bis zehn Arbeiter mit Steine sammeln, Sand schaufeln und Säcke tragen beschäftigt.
Wasser – der Ursprung allen Lebens. Savu, im trockenen Süden von Alor gelegen, wird besonders viel davon benötigt. Der erste Brunnen entsteht ganz nach traditioneller Alor Art und Weise: Kori, Agus und Santo, unsere drei erfahrenen Brunnengräber aus Hirang, heben das sieben Meter tiefe Loch von Hand aus. Sie sind mit nichts anderem als einer Schaufel, einem Brecheisen und einer halben Kokosnussschale ausgestattet. Mit jedem zusätzlichen Meter wird es dunkler im Erdinnern und das Hoch- und Herunterklettern nicht weniger anspruchsvoll. Die Freude ist umso grösser als die Erde immer feuchter wird und sich schliesslich klares und sauberes Wasser in der Tiefe abzeichnet. Der erste Krug Brunnenwasser wird uns stolz präsentiert und mit dem gebührenden Respekt getestet.
Nach dem ersten, von Hand gegrabenen Wasserloch, das gerade auch zur Kühlung des Brunnenbohrgeräts benötigt wird, macht sich ein weiteres Team daran, den tiefer liegenden Wasserspiegel zu erschliessen. Innerhalb weniger Tage sind die beiden Tiefbrunnen gebohrt und frisches Wasser wird aus einer Tiefe von 16 und 19 Meter gepumpt. Mit einer gesamthaften Wasserversorgungskapazität von über 2000 Litern pro Stunde wird Savu nicht nur leben, sondern in vielen Farben blühen und gedeihen.
Obwohl es Entbehrungen fordert, bringt das Leben auf der Baustelle auch einen romantischen Robinson Crusoe Aspekt mit sich: Kein Solarstrom nach 20 Uhr, dafür aber ein strahlender Sternenhimmel, Wasser aus der Tiefe des Brunnens, (Wurzel-)Gemüse aus dem Garten, Muscheln vom Hausriff und ein frischer Fang von den ortsansässigen Fischern. Gerade die alltäglichen Einschränkungen intensivieren die Wertschätzung gegenüber den, sonst so selbstverständlichen Produkten umso mehr. Bereits ein gekühltes Getränk zurück in Kalabahi wird zum Highlight.
Wie viele zukünftige Mitarbeiter hat Savu? Wie viele davon werden aus den beiden umliegenden Dörfchen kommen und wie viele von ausserhalb? Das sich im Bau befindliche Mitarbeiter“dorf“ besteht aus zwei Gebäuden mit zehn geräumigen Schlafzimmern, einem Gebäude das mehrere Badezimmer und die Wäscherei unter einem Dach vereint, sowie einer Küche. Das Schlüsselwort bei der Konzeption ist hier ganz klar „Raum für Erweiterung“. Ein weiterer nicht zu unterschätzender Aspekt ist die Positionierung der Schlafzimmer. Neben dem Ziel, so wenig Bäume wie möglich zu fällen, müssen wir auch einen Sicherheitsabstand zwischen Baum und Schlafgebäude einberechnen. Ist er Zwischenraum zu klein, werden die Mitarbeiter den Erdboden dem Bett vorziehen. Die allen Indonesiern innewohnende Angst vor fallenden Ästen übersteigt sogar die Furcht vor Geistern.
Eine der grössten Herausforderungen beim Bau eines abgelegenen Resorts ist die Logistik. So erst recht auch bei uns. Denn ohne Strassenzugang muss sämtliches Baumaterial per Schiff angeliefert und mit Hilfe unseres selbstgebauten Flosses an den Strand gebracht werden. Neben dem Abladen von Zementsäcken, Holzbalken, Backsteinen und Abwassertanks, fordert der einige hundert Kilogramm schwere Zementmischer namens Mr Hercules unser Team am meisten heraus. Hercules blieb trocken und ganz, unser Holzfloss jedoch trägt kleinere Wunden davon. Was für ein Glück wird es schon bald durch ein einsatzfähiges Jetty abgelöst!
Winter is coming! In Alor bringt dieser zwar nicht Kälte und Schneestürme, dafür aber starken Regen und sehr grosse Wellen. So wie das Resort zukünftig in diesem Zeitraum geschlossen sein wird, stellen wir nun unsere Aktivitäten auf der Baustelle bis Anfang März ein. Auch wenn wir in den kommenden Monaten nicht vor Ort sein werden, wird weiter geplant und Ideen werden gesponnen.
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