Unsere Tauchexpertin Jacky durfte vergangenen Herbst endlich wieder ins Wasser springen! Sie hatte das Glück im ‘Grossen Kino’ zu tauchen – Cocos Island (Costa Rica). Die unbewohnte Insel liegt mitten im Pazifik, fernab jeglicher Zivilisation. Ein Paradies für abenteuerlustige und erfahrene Taucher! Neugierig?

Lesen Sie im Interview, welche Giganten Jacky unter Wasser gesichtet hat, und was das Tauchen rund um die verlassene Insel so einzigartig macht…

Jacky, warum hast du dir speziell diese Destination für deine Tauchferien ausgesucht?

Es war schon immer ein sehr grosser Wunsch von mir, einmal eine Tauchsafari rund um Cocos Island zu machen. Ich liebe abgeschiedene Tauchgebiete und habe zudem eine starke Vorliebe für Grossfische aller Art. Am liebsten verbringe ich meine Auszeit auf einem Liveaboard. So schien mir die 10-tägige Tour mit der Sea Hunter perfekt.

Wie hast du die Überfahrt vom Festland Costa Rica zur Insel erlebt?

Abenteuerlich und definitiv nichts für einen schwachen Magen (lacht). Die Sea Hunter ist ein robustes Stahlboot und dafür gebaut auf offener See zu fahren. Zum Zeitpunkt unserer Abfahrt in Puntarenas regnet es stark und der Wellengang ist heftig. Das Festland entfernt sich immer mehr aus unserer Sichtweite und mir wird bewusst, dass ich am Ende der Welt bin. Mein Abenteuer beginnt. Aufgeregt und voller Erwartungen verbringen wir die nächsten 40 Stunden auf dem offenen Pazifik. Um uns herum nichts als der weite Horizont.

Cocos Island gehört zu den anspruchsvollsten Tauchgebieten. Hast du dich speziell vorbereitet?

Speziell aufs Tauchen habe ich mich nicht vorbereitet. Man muss körperlich und gesundheitlich auf jeden Fall fit sein und mit sehr starken Strömungen und Negativ-Einstiegen routiniert umgehen können. Zudem sehe ich es als immensen Vorteil die eigene Tauchausrüstung mitzubringen, mit der man bereits vertraut ist. Die Tauchgänge sind zwar anstrengend, aber jeder einzelne hat sich vollkommen gelohnt!

Welche Artenvielfalt hast du unter Wasser angetroffen?

Die Liste ist lang! Ich weiss gar nicht wo ich anfangen soll… Verschiedenste Rochen, Weissspitzen Riff Haie, Thunfische, Oktopusse, Schildkröten, Spinnenkrabben, Delfine, Tigerschlangen Aale, Silberspitzen Haie, Tigerhaie, Jackfische… Hammerhaie habe ich praktisch bei jedem Tauchgang gesichtet! Die Galapagos Haie sind im Vergleich sehr «bullig» gebaut und überhaupt nicht scheu. Ich habe definitiv Respekt vor den gut 3 Meter langen und rund 80 Kilo schweren Meeresgiganten! Als Grossfisch-Liebhaberin ist für mich persönlich die unvorstellbare Dichte an Hai-Arten unvergesslich und sehr beeindruckend.

Das ist aber noch nicht alles… Über meine Begegnung mit dem Walhai und einer Hammerhai-‘Armee’ erzähle ich gleich noch mehr.

Wie waren die Sichtverhältnisse und Wassertemperaturen in dieser Jahreszeit?

Rund um Cocos herrscht ein Mikroklima, das durch häufige Niederschläge geprägt ist. Von Juni bis November ist das Meer oft rau und nährstoffreiche Strömungen reduzieren die Sichtweiten beim Tauchen oft auf 10 bis 15 Meter. Hingegen ist dadurch die Masse an Grossfischen wie Walhaie und Mantas während dieser Zeit tendenziell am grössten. Während unserem Trip absolvieren wir unsere Tauchgänge im Schnitt auf zirka 25 Metern bei Wassertemperaturen um die 26°C.

Wie viele Tauchplätze habt ihr während der Tour besucht und was sind deren Unterschiede?

Rund um Cocos Island befinden sich gut 15 Tauchplätze. Während unserer Tour durften wir an 11 Spots tauchen und pro Tag drei Tauchgänge absolvieren. Ich nehme mir gerne zwischendurch eine Auszeit, um auf dem Deck ein Buch zu lesen, die Pazifikluft bewusst zu atmen und mich auf den nächsten Tauchgang einzustimmen.

Die äusseren Tauchspots unterscheiden sich nicht allzu gross von den Plätzen, die näher zur Insel liegen. An den Tauchspots wie unter anderem ‘Dirty Rock’, ‘Alcyone’ oder ‘Shark Fin Rock’ tauchen wir meist um einen Felsen herum, haken uns am Riff ein und warten auf das «Grosse Kino»…

Die Korallengärten an den Steilwänden – mehrheitlich von Hartkorallen umgeben – lassen sich durchaus sehen und bieten als Abwechslung schöne Begegnungen mit Lobster, Trompetenfische, Gelbflossenmuränen und Oktopusse.

Erzähl uns von deinem Unterwasser-Highlight. Welche persönliche Begegnung hast du gemacht?

Die erste Gruppe kommt nach ihrem ersten Tauchgang zurück aufs Boot. Sie schwärmen von dem Walhai und ich hoffe, dass unsere Gruppe das Glück hat ihm ebenfalls zu begegnen. Wenige Minuten später erreichen wir den Tauchplatz ‘Dirty Rock’. Ich tauche direkt auf 20 Meter Tiefe ab, positioniere mich am Riff und halte mich gut fest, um mich vor der Strömung zu schützen. Mein Blick richtet sich hoffnungsvoll ins Blauwasser. Da ist er! Einem Torpedo gleich schoss der Walhai unter mir mit einem hohen Tempo durch und verschwand so schnell, wie er kam. Das geht alles viel zu schnell. Wo ist er hin? Kommt er nochmals zurück? In der Tat schwimmt er wenige Minuten später gegen die Strömung langsam an uns vorbei und präsentiert sich in seiner ganzen Pracht und Eleganz. Wir tauchen dem Felsen entlang hoch, um ihm näher zu sein. Es scheint, als bleibt er regungslos in der Strömung stehen. Ich geniesse diesen Moment in vollen Zügen.

Vorhin habe ich erwähnt, dass Galapagos Haie sehr breit gebaut und neugierig sind. Wir hängen wie Bergsteiger wieder am Rifffelsen ‘Small Dog Amigos’ und warten auf unsere nächsten Begegnungen. Hier ist schnell viel los – Action pur! Hammerhaie – soweit das Auge reicht – drehen ihre Kreise und nähern sich uns immer mehr. Man kann hier schon fast sagen: «Ich sehe vor lauter Haien das Wasser nicht». Aber auch die Galapagos Haie schwimmen mittendrin und einer davon findet speziell Gefallen an mir. Nach rund 45 Minuten traut er sich bis auf eine Armlänge Entfernung an mich ran. Von unten herauf nähert er sich mir, ohne mich auch nur eine Sekunde aus den Augen zu lassen. Mein Herz schlägt schneller… Und dann ist da dieser Moment! Unser direkter Augenkontakt festigt sich, als würde er mit mir kommunizieren. Die Zeit scheint für ein paar Sekunden still zu stehen. Wow – dieser Augenblick ist für immer verankert!

Was ist an Cocos Island so speziell wie sonst fast nirgendwo?

Die Exklusivität! Obwohl Cocos unter Wasser mit Galapagos vergleichbar ist, gibt es für mich einen relevanten Unterschied: Nirgendwo sonst sind so gut wie keine anderen Taucher unter und über Wasser zu sehen. Nach ein paar Tagen auf dem Boot bin ich neugierig auf die unbewohnte Insel. Mit einem Ranger erkunden wir Flora und Fauna während einer Wanderung (gutes Schuhwerk empfohlen) durch den Dschungel. Die Beobachtung seltener Vogelarten, Begegnung mit Iguanas oder der Moment vor einem von Lianen und riesigen Bäumen verziertem Wasserfall zu stehen, sind nur ein Vorgeschmack auf dieses Erlebnis; Robinson Crusoe Feeling kann ich garantieren!

Welche persönlichen Tipps möchtest du uns verraten?

Ich kann einen Trip nach Cocos Island nur wärmstens empfehlen! Die Mutigen unter Euch haben die einmalige Möglichkeit, mit dem U-Boot der Sea Hunter die Meeresgründe bis auf 300 Meter Tiefe zu erforschen… Mein persönlicher Tipp: Staunen und Geniessen! Diese Reise und meine individuellen Erlebnisse werden mir immer in schönster Erinnerung bleiben.