Ihr Wissen ist immens. Protzen tut sie trotzdem nicht. Nein, Sylvia Frey versucht nur, die Welt um ein Mü besser zu machen. Über erhobene Zeigefinger, Hinri und Hochzeiten.

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„Man kann die freie Natur nicht als Konsumgut verkaufen“

Aufgeben ist nicht ihr Ding. Sie sagt: «Das heisst, es passiert nichts.» Sylvia Frey (46) ist Naturschützerin, teilt Wohnung, Auto und Haustiere mit einem WG-Gspänli und arbeitet bei der Meeresschutzorganisation OceanCare. Wer bei ihr jedoch den erhobenen Zeigefinger erwartet, irrt. «Ich sage nie jemandem‚ du darfst dies oder das nicht tun.» Die Biologin weiss: «Wenn man jemanden überredet, macht die Person es vielleicht ein paarmal anders, danach ist wieder alles beim Alten.» Das reicht Sylvia nicht. Sie will ein Aha-Erlebnis: «Die Leute sollen selber entscheiden. Wenn wir unser Hirni einschalten, ist eine Veränderung möglich. Ich liefere gerne den Brainfood.» Apropos Hirni: Sylvia ist sowas wie der schlaue Kopf von OceanCare. Wenn sie argumentiert, dann mit Fakten. «Ich finds wichtig, die Daten aus der Forschung nicht nur wissenschaftlich zu verwenden.» Darum nutzt sie diese für ihre Anliegen: Den Schutz der Meere und der Meerestiere. Die doktorierte Biologin gibt ihr Wissen wohl dosiert weiter an Schulklassen, Fachgremien oder interessierte Unternehmen, so auch an die Mitarbeitenden von Manta Reisen.

Das macht Mut

manta2_oceancare1Umweltschutz ist auch beim Reisen ein Thema. «Es gibt praktisch keinen Ort auf dieser Welt, wo man keine Touristen hinfugt», sagt Sylvia. «Aber: Wer von der Natur profitiert, trägt auch eine Verantwortung.» Gewisse Tourismusregionen, grad auch kleinere Inseln, haben zum Teil grosse Mühe, die zurückbleibenden Abfallberge zu bewältigen. Vor allem der Plastik im Meer ist ein echtes Problem, denn er baut sich nicht ab. «Bei Manta Reisen erlebe ich zum ersten Mal ein echtes Interesse am Thema Natur- und Umweltschutz», so Sylvia. «Nicht weils gut fürs Geschäft ist, sondern weil das wirklich ihre Einstellung widerspiegelt. Sowas macht auch Mut. Wir teilen gemeinsame Interessen, auch wenn wir auf verschiedenen Hochzeiten tanzen.» Manta Reisen und OceanCare ergänzen sich ideal: Während Manta Reisen seine Gäste dazu anregt, zur Natur Sorge zu tragen, spricht OceanCare auch die lokale Bevölkerung an, um sie über die Folgen von Umweltverschmutzung zu sensibilisieren. «Ein Umdenken muss aus den jeweiligen Ländern kommen. Wir können es höchstens anregen», so Sylvia.

Whalewatching: ja oder nein?

manta2_oceancare2Was antwortet man zum Beispiel als Reiseexpertin, wenn jemand Delfinwatching machen will? «Natürlich muss jede Kundin, jeder Kunde letztlich selber ent- manta. Nr. 2/2014 15 unterwasser scheiden.» Doch es gibt auch da ein paar simple Regeln und die hat Sylvia den Mitarbeitenden aufgezeigt: «Delfine sind Wildtiere», so Sylvia. «Stell dir vor, du beobachtest Vögel. Dann bist du möglichst unauffällig und ruhig. Wenn sie Lust haben, kommen sie, wenn sie anderes auf ihrem Plan haben, wie fressen oder ruhen, dann kommen sie nicht. Das soll man respektieren.» Wichtig sei, dass man nicht mit Erwartungen hingehe. «Man kann die freie Natur nicht als Konsumgut verkaufen. Sie ist ein Erlebnis.» Tönt frustrierend, immer wieder gegen das gleiche Unwissen anzukämpfen. Für Sylvia kein Problem. Sie ist geduldig. Locker kann sie hundert Mal dasselbe erklären. Schliesslich gehe es um die Sache. Früher, da war sie mehr die Revoluzzerin, ging schon mal mit dem Kopf durch die Wand. Heute ist sie ruhiger geworden. Ein Vorteil, um in wissenschaftlichen und politischen Gremien mitzuwirken. «Wir erreichen sehr viel, indem wir politisch aktiv sind», sagt sie. So ist OceanCare als Sonderberaterin für den Meeresschutz bei UNO-Versammlungen mit dabei. «Um so weit zu kommen, muss man sehr präsent sein. Und es hilft, wenn man beharrlich ist.» Ideales Parkett also für Sylvia.
Text: Micha Eicher, Foto: Brigitte Mathys

Mehr darüber: www.oceancare.org/plastik. Mikroplastik-App für Kosmetikprodukte: www.beatthemicrobead.org