Ich kann mich noch genau an meinen ersten Schlamm-Tauchgang erinnern. Es war im Norden von Bali und nach einigen Minuten unter Wasser begann ich mich zu fragen, ob der Guide sich vertaucht und das Riff verfehlt hat. Nichts als schwarzer Schlamm, eher trübe Sicht, ein flach abfallender Boden… Wo war ich da nur gelandet? Schon war ich versucht, den Tauchgang abzubrechen, als ich ein aufgeregtes Klopfen hörte. Komang – unser Guide – hatte einen kleinen Ambon-Skorpionsfisch gefunden. Noch ganz damit beschäftigt herauszufinden, wo denn jetzt vorne oder hinten war, hörte ich schon wieder ein Signal. Gerade noch sah ich wie sich der Kokosnuss-Oktopus mit seinen zwei Kokosnuss-Schalen aus dem Staub machte. So ging es den ganzen Tauchgang weiter und mein Grinsen beim Auftauchen hätte nicht breiter sein können. Das war im Jahr 2011 und ich hatte da schon meine 250 Tauchgänge. Aber diese Art von Tauchen war mir bis dahin fremd gewesen. Von meinen Urlauben auf den Malediven, in Thailand und im Roten Meer kannte ich „nur“ Rifftauchgänge mit mal mehr, mal weniger spannenden Unterwasser-Begegnungen. Nach diesem ersten Abstieg war ich sofort angefixt und wollte mehr. Gilimanuk, Puri Jati und Seraya Secret standen nach diesem Urlaub auf meiner persönlichen Top-Ten-Liste der bisherigen Tauchgänge.
Für das Folgejahr kam natürlich nur ein Besuch in der berühmten Strasse von Lembeh in Nord-Sulawesi in Frage. Und meine Erwartungen wurden nicht enttäuscht. Zum ersten Mal traf ich auf den haarigen Anglerfisch, den Bobbit-Worm und die flammende Sepie. Ich war total beeindruckt von den Adleraugen der Guides. In einem kleinen unscheinbaren Gestrüpp fanden diese winzig-kleine Pontohi-Seepferdchen, auf unansehnlichen Seegurken wunderschöne Emperor-Garnelen oder gut getarnte Zebra-Krabben auf Seesternen. Seit meinem ersten Besuch in der Lembeh-Strait hat sich einiges geändert. Die Nachfrage hat derart stark zugenommen, dass alle Tauchbasen gemeinsam beschlossen haben, die Anzahl der Taucher pro Tauchplatz zu limitieren. Eine gute Sache, wenn man bedenkt, was Muck-Tauchen überhaupt bedeutet. Anstelle eines Korallenriffs besteht der Grund aus feinstem, schlammartigem Sediment. Dies erfordert sehr gute Tarierfähigkeiten, da man sich sonst bei der kleinsten Unachtsamkeit mitten in einer Staubwolke wiederfindet und der Blauring-Oktopus die Gunst der Stunde nutzt, um sich aus dem Staub zu machen. Vielleicht doch nicht schlecht, habe ich diese Art des Tauchens erst nach 250 Abstiegen entdeckt…
Anilao wird als Geburtsstätte des Macrotauchens gefeiert. Klar stand auch diese Destination auf meiner Wunschliste. Auch hier wurden meine Erwartungen übertroffen. Süsse Miniatur-Sheep-Schnecken auf grünen Blättern, eingegrabene Bobtail-Squids und die winzig, kleinen Skeleton-Shrimps haben mich total begeistert. Jeden Tag sah ich eine neue – für mich unbekannte – Art von Nacktschnecken. Wen wundert’s, gilt Anilao doch als Paradies für Nacktschnecken mit bislang über 400 gezählten Arten.
Jede Region bietet auch einige endemische Arten. Der heilige Gral unter den Muck-Liebhabern befindet sich jedoch in indonesischem Gewässer und zwar in Ambon auf den Molukken. Bis jetzt habe ich die Bay of Ambon dreimal besucht, in der Hoffnung den psychedelischen Anglerfisch zu sehen. Kurz nach meiner letzten Abreise ist er dann auch nach langjähriger Abstinenz wieder gesichtet worden. So steht dieser Froggie leider immer noch auf meiner Wunschliste. Dafür wurde ich in Ambon mit der Sichtung von Coleman-Garnelen, Rhinopias und anderen tollen Anglerfischen verwöhnt.
Eine weitere Destination, die mich begeistert hat ist Alor. Ideal für den Muck-Anfänger, bietet diese Region doch auch tolle Korallenriffe mit Hammerhai-Sichtungen an Voll- und Neumond. Dort kam ich in den Genuss von drei verschiedenen Oktopus-Arten in einem Abstieg: den giftigen Blauring-Oktopus, den Mototi-Oktopus und den seltenen haarigen Oktopus. Was für ein Tauchgang!
Mir hat es definitiv den Ärmel reingenommen und ich bin immer wieder auf der Suche nach unentdeckten Muck-Perlen.
Bildquelle: Andrea Röthlisberger
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