Der «Ozean» im Interview mit Andrea Röthlisberger
PADI RESCUE DIVER, Product Manager Manta Reisen

«Ozean»: Es werden bereits Prototypen entwickelt, mit denen man unter Wasser ähnlich wie ein Fisch atmen kann. Dann wird es noch viel mehr Menschen unter Wasser geben, macht dir der Gedanke an Overtourism unter Wasser nicht Angst?

Andrea: Das ist eine gute Frage… Spontan kommt mir in den Sinn, dass der Mensch schützt, was er mag. Falls dies wirklich der Fall ist, kann es gar nicht genug Aquanauten geben, welche sich für den Meeresschutz engagieren. Andererseits habe ich persönlich auch schon Taucher beobachtet, welche sich einen Deut um die Umwelt scheren und auf der Jagd nach einem «guten» Bild das ganze Riff umpflügen oder sich an die Fluke des Walhais hängen und sich mitziehen lassen. 

«Ozean»: Mit rund 25 Millionen Tauchern weltweit überall auf der Welt, ist das PADI Netzwerk doch gross genug um Einfluss auf drängende Umweltprobleme zu nehmen, merkst du was davon?

AndreaJa, die Tauchorganisation hat in den 80er-Jahren die Umweltorganisation «Project Aware» auf die Beine gestellt und engagiert sich mit diversen Projekten sehr stark für den Meeres- und Tierschutz. Dies ist natürlich sehr lobenswert!  

Ich persönlich finde, dass PADI den ausbildenden Tauchbasen ihre Standards in Sachen Meeresschutz noch stärker «aufzwingen» sollte. Es gibt immer noch zu viele schlecht ausgebildete Taucher, welche ohne Rücksicht auf Verluste durch die Riffe ziehen und diese wie auch die Tierwelt empfindlich stören und schlussendlich kaputt machen. 

«Ozean»: Taucher haben ja das Image umweltbewusst zu sein, worauf achtest du denn besonders bei deinen Tauchferien? 

Andrea: Auf Kleinigkeiten, welche sich aber in der Masse summieren. Ich nehme zum Beispiel immer eine leere Trinkflasche mit in den Urlaub. An den meisten Orten hat es grosse Wasserbehälter, an welchen ich diese dann immer wieder auffüllen kann. Meine Batterien für den Fotoapparat kann ich zigmal aufladen. Ich nehme immer eine Stofftasche mit, wenn ich unterwegs bin, sodass ich alle Plastiksäckli ablehnen kann. Selbstverständlich schaue ich, dass meine Haarpflegeprodukte und die Sonnencreme umweltfreundlich sind, da das meiste Abwasser auf ziemlich direktem Weg ins Meer fliesst. Fisch esse ich konsequent nicht, davon hat es bereits jetzt viel zu wenig.

«Ozean»: Aber ihr Taucher stört unser empfindliches Ökosystem – und verjagt viele Fische.

Andrea: Ich persönlich denke nicht, dass wir Taucher die Fische verjagen. Meines Erachtens ist –nebst der generellen Verschmutzung der Meere – die kommerzielle Fischerei eines der grössten Probleme und verantwortlich für den Fischschwund. Es ist auffällig, dass es dort, wo das Meer nicht durch einen Marinepark geschützt ist, häufig nur noch kleine Fische hat. Leider lassen sich die Grenzen eines solchen Parks nicht durchgehend abriegeln und kontrollieren, sodass es immer wieder vorkommt, dass auch in solchen Zonen gefischt und gefinnt wird.

«Ozean»: Korallen bleichen aus, riesige Plastikinseln treiben auf meiner Oberfläche, Mikroplastik vergiftet Pflanzen und Lebewesen, Fische sterben aus… Meine Chance ist sehr hoch, als lebloses Wasser zu verenden. Viele Menschen wollen ihre Ferien unbedingt am/im Meer verbringen, welches sie gleichzeitig gedankenlos «umbringen».

Andrea: Der Einwand ist berechtigt. Grad für uns Schweizer ist das Meer so weit weg, dass sich viele nicht bewusst sind, dass auch ihr Verhalten Einfluss auf die Verschmutzung des Ozeans hat. Da ist dringend noch mehr Aufklärung notwendig. Das Engagement und die Kampagnen von Ocean Care sensibilisieren zum Glück. Leider ist es noch ein langer Weg, bis diese Informationen auch den letzten Menschen im hintersten Winkel der Erde erreicht haben. Was mich persönlich stinkhässig macht ist, wenn eigentlich gebildete «aufgeklärte» Touristen ihre Zigarettenstummel einfach im Sand am Strand liegen lassen. Jeder Stummel verseucht 40 Liter Wasser!

«Ozean»: Wie engagiert sich Manta Reisen für den Meeresschutz?

AndreaBei der Buchung einer Reise bei Manta Reisen wird auf der Rechnung automatische ein Fünfliber aufgeführt. Unsere Kunden haben selbstverständlich immer noch die Wahl, ob sie diesen bezahlen möchten oder nicht. Erfreulicherweise erhöhen viele den Betrag sogar. Die Summe spenden wir dann an OceanCare um die Organisation im Kampf gegen die Meeresverschmutzung zu unterstützen. Fliegen wir Mitarbeiter von Manta berufsbedingt, übernimmt die Firma automatisch die Klimakompensation.

«Ozean»:  Hast du noch einen guten Tipp für mich und meine Zukunft?   

Andrea: Halt bitte noch etwas durch. Ich hoffe fest, dass unsere gemeinsamen Bemühungen das Ruder noch herumreissen können und sich auch Generationen nach uns an einem –wieder – gesunden Ozean erfreuen können.

OceanCare sorgt weltweit dafür, dass die Ozeane und deren Bewohner geschützt werden. Seit 2011 als UN-Sonderberaterin für den Meeresschutz. 

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