Knapp 18 Monate nach meinem ersten Aufenthalt landete ich wieder in Kaimana. Der fehlendende Koffer mit allen Kleidern trübte meine Vorfreude nur minim, durfte ich doch am Flughafen in Jakarta auf Kosten der Airline «hübsche» Batik-Kleider und indonesische Körperpflegemittel shoppen. Auch der lokale Markt in Kaimana gab – neben einem kleinen Kulturschock – kleidertechnisch noch etwas her. Und überhaupt, wer braucht schon Kleider im Tauchurlaub wenn die Tauch- und Fotoausrüstung komplett angekommen ist?
Bereits auf dem Transfer mit dem hoteleigenen Schnellboot zur Insel trafen wir auf die erste Delfinschule. Noch völlig aus dem Häuschen von den Delfinen hörte ich das typische Prusten, welches entsteht, wenn ein Wal ausatmet. Und tatsächlich tauchte wenige Meter von unserem Boot entfernt ein Brydewal auf, um Luft für seinen nächsten Tauchgang zu holen. Wow, selbst beim teuersten Whale-Watching in Australien bin ich diesen Giganten nie so nahe gekommen!
Im Triton Bay Resort angekommen, hatte ich immer noch ein breites Grinsen im Gesicht, welches beim Anblick der sechs Bungalows noch breiter wurde. Es fühlte sich ein bisschen an wie nach Hause kommen: der frische Geruch des Regenwaldes, der feine Sand unter den nackten Füssen und die bekannte Geräuschkulisse aus Vogelgezwitscher und Wellenrauschen. Ich konnte es kaum erwarten tauchen zu gehen und stürzte mich fast direkt vom Boot in die Fluten um schon mal zu schnorcheln. Nach der langen Reise und dem Bad im Meer fiel ich nach dem Abendessen wie ein Stein ins Bett.
Frisch und ausgeruht, versorgt mit leckeren Bananen-Pfannkuchen, liess ich mich am nächsten Morgen nach einer kurzen Anfahrt beim Tauchplatz «Little Komodo» endlich ins Wasser fallen. Auch wenn ich von meiner letzten Reise bereits wusste, was mich erwartete, flashte mich die bunte Korallenwelt wieder total. Ich wusste nicht wohin ich gucken sollte um nur ja nichts zu verpassen. Wie wild drückte ich auf den Auslöser meiner Kamera sodass die Blitze kaum nach kamen mit Aufladen. Auch beim nächsten Tauchplatz «Pintu Arus» wurde es nicht besser respektive schlechter. Weichkorallen in allen Farben, riesige Fledermausfische und freche Blennies, welche ich häufiger ausserhalb als im Versteck gesehen habe, erwarteten mich da. «Aquarium» hiess der Tauchplatz, welcher es mir besonders angetan hat. Fetten Süsslippen konnte ich mich bis auf wenige Zentimeter hin nähern und auch hier zogen mich die bunte Farbenpracht der Weichkorallen aber auch die riesigen intakten Tischkorallen in ihren Bann.
Am Nachmittag wurde die Sicht dann meistens schlechter, so montierte ich das Makroobjektiv und machte mich auf Critter-Suche. Nach einer 15-jährigen Tauchkarriere war es in der Triton Bay endlich soweit: ich habe mein erstes Seepferdchen selber gefunden. Zugegeben, ganz so schwierig war es nicht, in manchen Gorgonien tummelten sich bis zu 14 pinke Bargibantis. Aber auch die übrigen Sichtungen konnten sich sehen lassen. Unter anderem fand mein Guide eine Solar Power-Nacktschnecke, Pilzkorallen-Seenadeln und verschiedenen Cowries. Ein weiteres Highlight waren die kleinen Denise-Seepferdchen in allen Farben. Manche Gäste wurden der Seepferdchen schon etwas überdrüssig und freuten sich über Rochen, Schildkröten und Seeschlangen.
Auf die Oberflächenpausen habe ich mich schon seit meinem letzten Besuch gefreut. Wieder durfte ich diese an unberührten, weissen Sandstränden verbringen. Selten habe ich kitschigere Fotos im Puderzuckersand unter grünen Palmen gemacht. Die Crew des Tauchbootes war immer zu Spässen aufgelegt und so ging die Stunde Wartezeit jeweils viel zu schnell vorbei. Im Wissen, dass ich nur für eine Woche in der Triton Bay war, fiel mir die Rückkehr ins Meer aber nur halb so schwer.
Kulinarisch kam ich dieses Mal in den Genuss einiger indonesischen Spezialitäten wie Nasi Pecel (Reis mit Wasserspinat und würziger Erdnuss-Sauce) und leckeres Nasi Kunning (gelber Reis mit einem gekochten Ei, Tofu & Tempe) eingewickelt in ein Bananenblatt. Auch schmackhaftes Hühnchen und leckere thailändische Suppen standen auf dem Speiseplan. Jeden Tag kam zudem der Fischer aus dem Nachbarsdorf in seinem kleinen Boot vorbei und brachte dem Koch den Fang des Tages. Frischer Thunfisch wechselte sich ab mit schmackhaftem Schnapper. Einfach nur lecker…
Dadurch dass sich die Aktivitäten auf Tauchen, Essen, Lesen und Schlafen beschränkten, erschien mir der Aufenthalt viel länger als dieser tatsächlich war. Gut erholt mit tausenden von Unter- und Überwasserbilder im Gepäck machte ich mich nach sieben Tagen wieder auf Richtung Europa. Auf meinen Wunsch hin besuchten wir auf dem Rückweg noch einmal den lokalen Markt von Kaimana wo ich mich mit getrockneten Nelken, Zimt und Muskatnuss eindeckte. Nur ein Traum wurde mir leider auch bei meinem zweiten Besuch in der Triton Bay nicht erfüllt: endlich einmal Walhaie zu sehen. Aber macht ja nichts, so habe ich einen (weiteren) Grund, wieder in mein kleines Paradies nach West-Papua zurück zu kehren.
Bildquelle: Andrea Röthlisberger
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