«Irgendwann haben die Tiere die Schnauze voll.»

Es geht um Mauritius: das Sonnenparadies im Indischen Ozean. Doch nicht für alle. «Ich habe schon gehört, dass Delfintouren dort ziemlich aggressiv vermarktet werden», sagt Sylvia Frey. Sie leitet bei der Meeresschutzorganisation OceanCare die Abteilung Wissenschaft und Bildung. «Ich finde, da muss ein Profi hin», sagt Andreas Zgraggen. Als Geschäftsführer von Manta Reisen will er wissen, was Sache ist. Heute sitzen eine Handvoll Leute beider Organisationen zusammen, um konkrete Verbesserungen für den Meeresschutz umzusetzen. «Das müsste man inkognito machen» Für Andreas ist klar: «Wir tragen da als Reiseanbieter auch eine Verantwortung.» Manta Reisen unterstützt darum verschiedene Projekte für einen nachhaltigen Umgang mit der Umwelt. «Wenn wir als Reiseanbieter nachfragen, heissts immer ‹Doch, doch, das sind alles gute Touren, kann nicht jemand von OceanCare nach Mauritius fliegen und dort die Situation mit den Delfinen vor Ort anschauen?», fragt Andreas. «Das müsste man aber inkognito machen, sonst ist sowieso alles gestellt », antwortet Sylvia. Problematisch sei, wenn die Tiere keine Privatsphäre mehr haben. Andreas nickt: «Alle wollen Delfine sehen, am liebsten gleich noch mit Anfassen». Täglich fahren zig Boote unkoordiniert ins Meer hinaus. «Kreuz und quer mitten in die Delfinschulen hinein, im schlimmsten Fall sogar über die Tiere hinweg», so Andreas. «Die Touristen merken lange gar nicht, dass was schief läuft.» Sylvia kennt das: «Man kann den Leuten nicht böse sein, man kann sie nur aufklären. Dann können sie selber entscheiden, welche Art von Tour sie buchen wollen.» Das Verhängnis der Delfine ist: Alle meinen, denen gehts gut, weil sie so fröhlich dreinschauen. «Dabei lachen sie noch, wenn sie tot sind», so Sylvia. Die Menschen vergessen oft, dass auch diese Tiere ein ganz normales Leben haben: «Es gibt die Zeit des Schlafens, die Zeit des Fressens, die Zeit des Spielens. Aber wir gehen davon aus, wenn wir kommen, haben sie sich nach uns zu richten.» «Kannst du die nicht grad noch schulen?» Andreas zu Sylvia: «Wann gehst du jetzt auf Mauritius?» Sylvia nimmt die Agenda hervor: «Im Mai ginge es, danach bin ich auf dem Forschungsschiff.» Andreas: «Gut, wir organisieren dir die Reise. Du müsstest so viele Delfintouren wie möglich prüfen. Vor allem jene, die unsere Guides vor Ort empfehlen. Kannst du die eigentlich nicht gleich noch schulen, wenn du schon da bist?» Sylvia überlegt kurz und antwortet: «Ja, das wäre sinnvoll. » Die Agenten sind vor Ort für die Touren verantwortlich, welche die Manta- Reisen-Gäste buchen. «Über sie können wir die Angebote delfinfreundlich umgestalten », sagt Andreas. «Und für unsere Gäste machen wir ein Infoblatt, wo draufsteht, warum diese Tour tierfreundlich ist und vielleicht auch etwas mehr kostet». Erledigt ist diese Mission erst, wenn beide profitieren: die Reisenden und die Bereisten.

Delfinfreundliche Touren

  • Versprechen keine Sichtgarantie
  • Geben kein Geld zurück, wenn keine Tiere gesichtet werden
  • Gehen nicht näher als 100 Meter ran, jagen und überholen nicht
  • Geben dem Tier eine Chance, weg zu schwimmen oder freiwillig näherzukommen
  • Vermeiden direkte Interaktionen und bieten ein echtes Erlebnis zwischen Mensch und Tier

Mehr Informationen über Delfine bei www.oceancare.org  oder hier Ocean Care Flyer Delfine