Den langen Holzsteg erblickt man schon von weitem, von einem Resort ist aber weit und breit noch nichts zu sehen. Erst als das Speed-Boot sein Tempo drosselt und den Steg ansteuert, können wir einzelne Häuschen am Randes des dichten Urwalds von Süd-Sulawesi ausmachen. Unter Schatten spendenden Bäumen befinden sich die Bungalows, das Tauchcenter wie auch das offene Restaurant. Danach kommt Wald soweit das Auge reicht.

Was gibt es Schöneres als sich von der aufgehenden purpurroten Sonne statt von einem  schrillen Alarm wecken zu lassen? Nach einem leckeren Frühstück ist dann auch schon wieder Entspannen auf dem Liegestuhl angesagt, denn der erste Tauchgang ist heute erst für 10 Uhr geplant. Ruhe pur! Weit und breit keine anderen Menschen, lediglich grosse, in allen Farben schimmernde Schmetterlinge, die um uns kreisen. Da ist zwischendurch ein Eichhörnchen, das unsere Aufmerksamkeit erhascht oder unsere Haus-Schildkröte „Leo“, die immer wieder neugierig den Kopf aus dem Wasser streckt.

© Peter Lange

Nachdem unsere Körper viel Ruhe und Wärme getankt haben, freuen wir uns aufs Abtauchen. Jeder, der schon einmal etwas über Selayar gelesen oder gehört hat, verbindet das Tauchgebiet mit Steilwänden, grossen Fischschwärmen und vor allem auch mit Haien. Umso mehr sind wir also gespannt auf den heutigen Tauchgang:  Jochen, der Resort-Besitzer und -Manager, führt uns zum Shark Point.

Es fängt vielversprechend an. Wir tauchen in leichter Strömung ab und gleiten entlang einer wunderschönen, mit farbigen Korallen bewachsenen, Steilwand. Nach kurzer Zeit erreichen wir das Plateau und können schon von weitem sehen, dass dort reger Betrieb herrscht. Hier kommt auch schon der erste Weissspitzenriffhai angeschwommen! Und dort noch einer! Plötzlich scheint es, als habe jemand alle Tore geöffnet um die Haie in die Manege zu lassen. Sie kommen aus allen Richtungen und wir wissen gar nicht mehr wohin wir schauen sollen. Der da unten ist grösser und kräftiger als die anderen: ein grauer Riffhai. Zwischen den elegant dahingleitenden Raubtieren drehen Barrakudas und grosse Thunfische ihre Runden. Schon ist es wieder Zeit an den Aufstieg zu denken. Je weiter wir auftauchen, desto mehr Schildkröten kreuzen unseren Weg. Wir sind begeistert! Taucht man den Platz genau zur richtigen Zeit, liefert er auch was er verspricht: jede Menge Grossfisch. Der Spot könnte genauso gut auch Barrakuda oder Tuna Point genannt werden.

© Tobias Friedrich

Ganz im Süden der Insel befindet sich das Dorf Appatanah und wir wollen die Appatanah Höhle besuchen. Diese liegt nicht etwa im Dschungel, sondern auf einer Meerestiefe von ca. 35 Metern. Zusammen mit Jochen darf man die Höhle auch mal von unten betrachten. Denn er ist neben dem Hai-Flüsterer auch ein regelrechter Tiefen-Flüsterer. Wer hier wie tief abtauchte, soll aber Geheimnis des Meeres bleiben.

Im flacheren Bereich werden wir davon überzeugt, dass in Süd-Sulawesi auch Kleingetier zu Hause ist. Neben Porzellankrabben, treffen wir auf Geisterpfeifenfische, Schermesserfische und schwarze sowie gelbe Schaukelfische. Und hier: glänzende Augen, die uns skeptisch aus dem Sand entgegen blicken. Nein, sie gehören zu keinem körperlosen Meeresgespenst, sondern zu zwei Krokodilfischen, die ihre Körper gut im Sand getarnt halten.

Fasziniert von dieser Vielfalt, wollen wir noch gar nicht ans Auftauchen denken. Doch die Tauchcomputer wie auch ein aufkommendes Hungergefühl erinnern uns daran, dass es Zeit für den Sicherheitsstopp ist. Kein Grund Wehmut aufkommen zu lassen, denn wir haben noch vier weiter Tauchtage vor uns. Was werden wir wohl morgen alles entdecken?

Unser Fazit ist klar: das Tauchgebiet ist einzigartig! Die Fische kennen nur ihre natürlichen Feinde und nehmen die Menschen noch als neugierige Beobachter wahr. Jochen trägt sehr viel Sorge zu dem bestehenden Schutzgebiet und gibt darauf sorgsam Acht! Keine anderen Boote, keine anderen Taucher, kurze Anfahrtswege zu den Tauchplätzen, Natur pur! – ein wahrer Traum eines jeden Tauchers.

© Tobias Friedrich

Bei unseren Beratungsgesprächen sagen wir immer „ eine Garantie haben Sie nie“. Obwohl das Gebiet unter anderem für viele Haie bekannt ist können wir sie nicht versprechen. Doch etwas können wir allen Gästen im Selayar Resort garantieren: Sie werden sicher das eine oder andere Mal zum Lachen gebracht. Jochen hat ein so einzigartiges Lachen, das auf alle Gäste ansteckend wirkt. Wir schauen auf jeden Fall mit einem breiten Lachen auf unsere Woche im Paradies Selayar Dive Resort zurück. 

Tina, Jochen und Liliane