Thomas Meier, 1997 bist du als junger Mann in die Malediven-Abteilung von Manta Reisen eingetreten. Zwanzig Jahre später bist du nun zum Chef befördert worden. Hast du diese Karriere geplant?

Nein, ich habe mich nie allzu stark mit Karriereplanung befasst. Ich liess mich mehr von meiner Leidenschaft fürs Reisen und fürs Tauchen leiten. Als ich 2001 das Product Management für die Sparte Tauchreisen bei Manta übernehmen durfte, konnte ich gewissermassen mein Hobby zum Beruf machen.

Deshalb deine Loyalität zum Unternehmen? Fast die Hälfte deines Lebens hast du nun für Manta Reisen gearbeitet. Hast du nie daran gedacht, in eine andere Firma zu wechseln?

Ich habe tatsächlich meinen Traumjob. Dies gilt für 2001 genauso wie für die neue Aufgabe von heute. Dabei darf man nicht vergessen, wie stark sich die Reisebranche seither entwickelt und verändert hat. Auch im Unternehmen habe ich aussergewöhnlich spannende Jahre erlebt. Ich war schon dabei, als Manta Reisen 1998 an Kuoni verkauft wurde, und natürlich habe ich 2015 auch den Schritt von Kuoni Schweiz zu DER Touristik Suisse AG hautnah miterlebt. Um zahlreiche, neue Herausforderungen und Stürme zu meistern, musste ich also nie die Firma wechseln (lacht).

Sind Sie zufrieden, wie sich das Geschäft unter dem neuen Dach von DER Touristik Suisse entwickelt?

Ja, die Entwicklung ist positiv. Wir können von diversen Synergien und neuen Möglichkeiten profitieren. Die aktuellen Resultate sind erfreulich, wir verzeichnen einen leichten Anstieg sowohl im Umsatz als auch bei den Passagierzahlen.

Sprechen wir vom Tauchen, deinem besonderen Steckenpferd. Welche Tauchdestinationen liegen besonders im Trend?

Von den drei grossen klassischen Tauchregionen – Malediven, Südostasien und Ägypten – erlebt das Land der Pharaonen nach einer langen Durststrecke gegenwärtig eine Renaissance. Das Rote Meer ist durch die Nähe zu Europa, dem attraktiven Preisniveau und dank der Qualität der Tauchgründe denn auch durch kein anderes Tauchreiseziel ersetzbar. Es ist das nördlichste Korallenmeer der Erde. Die Korallen hier sind prächtig und bunt. Dank der vergleichsweise kühlen Wassertemperatur sind die Riffe kaum der Gefahr einer Korallenbleiche ausgesetzt. Auch der Fischreichtum ist beeindruckend. Man hat das Gefühl, in einem tropischen Aquarium zu tauchen.

Die Korallenbleiche ist dagegen auf den Malediven ein grosses Thema.

Ja, die wiederkehrenden, aussergewöhnlichen Wetterereignisse haben die Riffe bis auf eine Tiefe von durchschnittlich zwölf Metern leider stark in Mitleidenschaft gezogen. An exponierten Stellen und in grösseren Tiefen hingegen sieht es viel besser aus. Im Gegensatz zu vielen anderen Tauchspots der Welt gibt es in den Gewässern der Malediven dafür massiv mehr Schwarm- und Grossfische. Wer Wolken von Fischleibern, Schildkröten, Haie, Rochen, Mantas und Walhaie sehen will, der findet auf den Malediven nach wie vor einige der faszinierendsten Tauchspots weltweit.

Und Ihre Lieblingstauchdestination?

Die zahlreichen Reisen in abgeschiedene Inselwelten von Indonesien haben mich stark geprägt. In Raja Ampat habe ich einige meiner schönsten Tauchgänge erlebt. Die Riffe vor West-Papua haben einfach alles, was das Taucherherz begehrt – die wohl grösste Artenvielfalt der Weltmeere, eine unglaubliche Fülle an Fischen, bizarre Kleinstlebewesen, Grossfische en masse,  underschöne Korallen. Hier staunt man nur, wie traumhaft schön, aber auch zerbrechlich die Natur ist.

Hast du kein schlechtes Gewissen, dass du mit dem Tourismus die letzten Paradiese dieser Welt zerstörst?

Natürlich ist der Tourismus ein zweischneidiges Schwert. Aber man muss die positiven Seiten auch betrachten. Zum Beispiel die vielen Tauchresorts, die sich mit grossem Engagement
für den Schutz der Meere einsetzen. Es gibt zahlreiche Regionen, die dank dem unermüdlichen Einsatz von engagierten Tauchanbietern zu Meeresschutzgebieten erklärt worden sind. Dadurch können Korallenriffe besser geschützt und die illegale Fischerei massiv reduziert werden. In Misool, Raja Ampat, beispielsweise hat sich die Biomasse dank den rigorosen Schutzmassnahmen des privaten Marineparks mehr als verdoppelt. Die Haipopulation innerhalb des Schutzgebietes ist heute rund zwanzig Mal höher als ausserhalb der geschützten Meereszone.

Wie hat man das gemacht?

Allein durch die Verhinderung des Fischens mit Netzen oder Dynamit und der Eindämmung illegaler Fischerei können schon riesige Fortschritte erzielt werden. Mit dem Geld, das mit
dem Tourismus erwirtschaftet wird, können Massnahmen dagegen mitfinanziert werden. Da und dort sind aus Fischern Tauchguides geworden.

Einerseits will Manta Reisen die Meere schützen, andererseits fördert Manta Reisen mit jedem verkauften Flugticket die Klimaerwärmung und damit die Korallenbleiche. Ein Widerspruch.

Die globale Erwärmung ist zweifellos eine ernst zu nehmende Bedrohung. Und auch die sogenannte Übersäuerung der Ozeane durch die Aufnahme von freigesetzten Kohlendioxiden aus der Atmosphäre setzt den Korallen zu. Wir motivieren unsere Kunden deshalb, die CO2-Emissionen ihres Fluges bei Myclimate zu kompensieren. Auch der Abfall ist ein riesiges Problem. Jedes Jahr gelangen rund neun Millionen Tonnen Kunststoffabfälle in die Ozeane. Auf schreckliche Art verenden dadurch Meerestiere, die grössere Plastikteile mit Nahrung verwechseln. Hier ist vor allem Aufklärung und Sensibilisierung gefragt, sowohl beim Reisenden als auch bei der lokalen Bevölkerung.

Was tut Manta Reisen dafür?

Manta Reisen unterstützt die Bemühungen von OceanCare, einer Schweizer Non-Profit-Organisation, die sich gegen Überfischung, Verschmutzung und Klimaerwärmung einsetzt.
Bei all unseren Reisen bitten wir unsere Kunden um einen Solidaritätsbeitrag von 5 Franken pro Buchung. Erfreulich ist, dass 90 Prozent unserer Reisenden dem Anliegen positiv gegenüberstehen und den Fünfliber spenden oder den Betrag gar erhöhen. Da kommt ein schöner Batzen zusammen, der durch OceanCare für den nachhaltigen Schutz der Meere investiert werden kann.

Nach so vielen Jahren bei Manta Reisen muss der Manta dein Lieblingsfisch sein. Ist das so?

Natürlich. Die Begegnung mit einem Manta ist jedes Mal ein unbeschreibliches Erlebnis, das mich immer wieder fasziniert und neu motiviert, mich für den Schutz der Meere einzusetzen.