Micha Eicher von der Agentur scharfsinn ist Journalistin und Fotografin für unser Kundenmagazin „manta“. Für die nächste Ausgabe fliegt sie nach Sri Lanka. Dort wird sie auf den Spuren von Land und Leuten für uns ein paar besondere Bijous erkunden. Auf diesem Blog könnt ihr an ihren Begegnungen teilhaben und zuschauen, wie manta #3 entsteht.
Fehlt noch was?
Reiseunterlagen, Pass, Kamera und Schreibzeug. Viel mehr brauchts nicht, oder? Ok, gut Sonnencrème und was zum Anziehn, wären auch nicht schlecht. Ich gebs zu: Vor der Reise herrscht rund um meinen Koffer ein kleineres Chaos. Ähnlich in meinem Kopf. Unbändige Vorfreude mischt sich mit endlosen To-do-Listen. Die ich natürlich nie aufschreibe, weil sowas kann man sich doch mindestens noch im Kopf merken. Irgendwas wollte ich noch einkaufen, ist mir heute unter der Dusche eingefallen. Ich bin sicher, es fällt mir wieder ein.
Angekommen!
Andere Flughäfen glänzen mit Edelboutiquen und Designershops – in Colombo kann man beim Auschecken grad noch Mikrowellenherd und Waschmaschine kaufen.
Doch der wirklich erste Gluscht galt einer frischen Kokossnuss an einem Früchtestand. Dafür fehlen mir die Worte, so köstlich wars.
Morgen sollen wir lernen, mit den Händen zu Essen. Siri unser Driver machts schon mal vor… Ich glaub das wird lustig…. zumindest für ihn…
Keine Gabel, kein Messer – dafür 10 Finger
Was wir heute gelernt haben:
Es braucht nicht zwingend eine Gabel, um Sri Lankisches Curry zu essen. Das geht tiptop von Hand. Ist noch ein spezielles Erlebnis, das Essen zuerst zu ertasten.
Ok, die Einheimischen haben sich prächtig amüsiert, wie wir Reisbällchen mit Sauce und Gemüse versucht haben, zu formen. Und dann muss das irgendwie noch in den Mund. Dieses Bild erspar ich euch jetzt…
Eindrücke vom Tamarind Gardens
Tiefenentspannt in nur einem Tag? Das ist möglich auf Tamarind Gardens, einem wunderbaren Bauernhof mit zwei Gästehäusern inmitten der grünen Hügeln Sri Lankas.
Der Rundgang durchs Dorf gehört genauso dazu wie gemeinsames Currykochen, Kühehallosagen und Relaxen bei atemberaubender Rundsicht und einer Soundkulisse wie auf einer Dschungelentspannungs-CD. Doch das Beste ist: Das alles ist echt, keine Show für Touris. An der Milchsammelstelle trifft man sich auf einen Schwatz, im Miniatur-Café trinken wir Tee mit den Einheimischen (ich dachte natürlich im Coffeeshop gibts Kaffee ;), in der Küche brutzelt das leckerste Curry in gusseisernen Töpfen über dem Holzfeuer und sogar die Bungalows sind in Sri Lankischer Art aus Kuhdung, Beton und Aludach mit Palmenblättern gebaut, Wasser gibts nur kaltes, was bei der tropischen Hitze eh voll ok ist.
Ausser dass wir zu zweit statt der ganzen Familie in dem Zimmer wohnen, versprechen die Gastgeber Ayesha und Nalin mit „live like locals“ nicht zu viel. Die beiden sind nach 20 Jahren Englandaufenthalt wieder in ihre Heimat zurückgekehrt, wo sie sich für eine nachhaltige Entwicklung ihres Dorfes einsetzen. Mit Ayesha besuchen wir Familien, die keinen Wasseranschluss haben und denen die beiden darum einen Regenwassertank zur Verfügung stellen. Von den Kuhmelkern, den Kochfeen bis zum Baumschneidekletterer (der sich grad vorher vom Baumwipfel herunter bei ihr um einen Job beworben hat und ihn wohl kriegt, weil das fast niemand mehr macht): sie alle stammen aus dem Dorf und finden hier sowohl Arbeit wie auch Familienanschluss. Auch wir fühlen uns nach wenigen Minuten schon wie zu Hause und wollen eigentlich gar nicht mehr weg…
ps. Wer Scones liebt, muss Nalin gaaaanz lieb anschauen und sagen, man sagt, dass es hier die Besten gibt. Und das stimmt im Fall, da kann London grad einpacken… International cuisine.
Augenschmaus und Ohrensausen
Wer den lokalen Markt in Kandy besucht, kriegt die volle Dosis der Sri Lankischen Marktfahrer-Stimmung ab. Bereits am ersten Stand gibts für uns den ersten Test: Ob wir wissen, wie diese zerknittert runde Frucht heisst. Passion fruit, uff, richtig gepockert. Dafür schneidet er sie für uns auf und wir probieren. Mmmmmh, sehr lecker. Natürlich hat der nette Verkäufer noch Öle und Currypulver und würde uns am liebsten das ganze Sortiment aufschwatzen. Natürlich können wir nur bedingt neinsagen und kaufen Passionsfrüchte und siehe da: Im Innern des Ladens hängt gross eine Schweizerfahne. Als wir das lustig finden, kommt sofort ein Bündel Fotos zum Vorschein, sie zeigen seinen Chef: vor dem Bundeshaus, auf dem Gotthard und im Verkehrshaus. Lustig, wie klein die Welt auch hier ist.
Dann gehts weiter in die hinteren Gänge mit den frischen Fischen und dem Fleisch. Etwas gewöhnungsbedürftig, wie alles so offen rumhängt. Der eine oder andere schneidet sein Stück besonders langsam und stellt sich auf die richtige Seite, wenn er die Kamera auf sich gerichtet sieht. Dinge, von denen ich in der Schweiz nur träumen kann, hier sagen alle ‚danke‘, wenn ich sie fotografiere.
Ein Schlaraffenland auch für unsere noch wintergemüsegewohnten Augen: die unendliche Vielfalt an Früchte in allen Grössen, Farben und Formen, sogar das Gemüse ist bunt. Doch am eindrücklichsten ist das akustische Gewusel. Ein unvergessliches Erlebnis.
Wo der Pfeffer wächst
Es ist das reine Schlaraffenland: Hier wachsen die süssesten Ananas, wunderbare Kokosnüsse, reife Papaya, duftende Teebäume und kleine scharfe Pfefferfrüchtchen. Und das alles biologisch angepflanzt.
Abtauchen, wohin der Pfeffer wächst, macht im Naratale Estate Homestay gleich doppelt Spass:
Komfort und Landleben lassen sich nämlich sehr wohl kombinieren. Fernab jeglicher Touristenströme zeigt sich Sri Lanka in unbeschreiblich vielen verschiedenen Grüntönen. Ich kann mich fast nicht sattsehen. Wer Lust hat, darf auch gerne beim Teepflücken und bei den landwirtschaftlichen Arbeiten mitanpacken. Doch aufgepasst: Die tropische Hitze kann einem ganz schön ins Schwitzen bringen. Das liebevoll eingerichtete Gästehaus vereint die Werte der sympathischen Gastgeber: Sri Lankischen Charme und Schweizer Wohnqualität. Rita und Rangie erfüllen die Wünsche ihrer Gäste und sind für jede Überraschung zu haben.
Nach einem ausführlichen Rundgang durch die Plantagen und einigen vergossenen Schweissperlen erwartete uns ein frischer Kokosnussdrink in der kühlen Lehmhütte. Und wer Glück hat, darf sich ein Erfrischungsbad im hauseigenen Quellenbad gönnen. Ein echter Geheimtipp.
Insel kunterbunt
In Sri Lanka bestechen selbst die einfachsten Tante-Emma-Läden mit kunterbuntem Allerlei. Ähnlich verwirrend sind auch die Duftnoten, die einem entgegenwehen. Da liegt der getrocknete Fisch unweit von den Stofftierschlüsselanhängern bei den Snacks, den Putzmitteln und den Stoffteesieben. An einem Tisch, der gleichzeitig Süssigkeitenauslage, Büro und Kasse ist, sitzt der Ladenbesitzer persönlich oben ohne. Ist schliesslich heiss hier drin.
Doch draussen, mag es noch so schwül sein, tragen die Sri Lanker meistens lange Kleidung, nur in Ausnahmefällen wird der Sari auch mal in der Kurzversion getragen. Und auch der immer wunderbar farbenfroh. Selbst das Grün der Reisfelder leuchtet in einem Ton, der wohl auf keinem Bild so leuchtend rüberkommt wie in echt.
Ist nicht vielleicht auch der Himmel über den imposanten Stuba-Kuppeldächern etwas intensiver als sonst?
So oder so: Die Sinne sind geschärft, einige tausend Fotos im Kasten und hunderte Geschichten im Kopf. Von dieser Insel nehme ich auf jeden Fall mehr als nur ein paar Erinnerungen mit nach Hause.
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